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St. Magdalena (ehemals "Weiße Väter"), profaniert

Eine der vielleicht unbekanntesten Kirchen der Trierer Innenstadt ist die ehemalige Klosterkirche St. Maria Magdalena an der Dietrichstraße in der Nähe des Paulusplatzes.

Das Kloster geht auf einen Frauenkonvent des "Ordens St. Mariae Magdalenae" zurück, der bereits 1134 ins Leben gerufen und 1148 durch Papst Eugen III. bestätigt wurde. Auf Anordnung von Erzbischof Jakob von Sierck übernahmen die Klarissen 1453 das Kloster. Durch Zukauf etlicher Häuser wurde das Klosterareal beständig erweitert. Von der ursprünglichen Kirche ist heute noch der gedrungene spätgotische Turm erhalten, der 1495 errichtet wurde. Kirche und Kloster wurden in der Barockzeit neugebaut: Zwischen 1730 und 1737 zunächst die Kirche, ab 1755 das Kloster. Nach der Auflösung des Konventes 1802 diente das Kloster zunächst verschiedenen Institutionen als Unterkunft, die immer wieder auch baulich in die Substanz des Klosters eingriffen. Seit 1896 diente es dann als Missionshaus der Weißen Väter (Afrika-Missionare). Im Zweiten Weltkrieg brannte die Kirche völlig aus; sie wurde anschließend vereinfacht wiederaufgebaut. 2018 wurden das Kloster und die Kirche geschlossen, die wenigen verbliebenen "Weißen Väter" zogen ins Brüderkrankenhaus auf der Nordallee um.

Sebastian Schritt

Die Kirche in der Dietrichstraße konnte bis zur Profanierung mit einer Kuriosität aufwarten: 1957 wurde aus heute unverständlichen Gründen die Kueser Stumm-Orgel (Bernkastel-Kues) von 1830 abgerissen und den Weißen Vätern (Afrikamissionaren) in Trier geschenkt. In der Trierer Klosterkirche wurden die Windladen und Pfeifen  mit einer neuen Traktur und einem gebrauchten Spieltisch versehen. Der Aufbau in den Jahren 1957/1958 erfolgte zwar nicht nach den Prinzipien heutiger Orgelbaukunst, aber dennoch dauerhaft: Die Orgel spielte bis zur Profanierung der Kirche 2018 weitgehend störungsfrei. Das originale Gehäuse, Trakturen und die originale Spielanlage sind allerdings verloren. Ein früherer Pater der Weißen Väter war der spätere Bad Mergentheimer Pfarrer Felder. Er hatte 1946 bis 1952 bei Reiser in Biberach Orgelbau gelernt und baute die Kueser Orgel zusammen mit einem anderen Weißen Vater in Trier auf. Dieser war gelernter Schlosser oder Schmied; so jedenfalls sagte man mir, wenn ich mich recht erinnere. Den Spieltisch habe man von Reiser bekommen. Er stammte aus Ummendorf bei Biberach.

Aktuell verdankt die Trierer Welschnonnenorgel den Afrikamissionaren die „Flute traversiere 8‘ Discant“: Das Register war in der Welschnonnenkirche seit langer Zeit ausgebaut und 1957 von Oberlinger rekonstruiert worden. 2006 konnte das Kueser Stummregister von 1830, gebaut traditionell aus Hunsrücker Birnbaumholz, in die Welschnonnenorgel eingefügt werden. Das Instrument der Weißen Väter bekam dafür die Oberlinger-Rekonstruktion von 1957, neu eingepasst, intoniert und gestimmt.

2019 wurde die Orgel im Zuge der Profanierung ausgebaut. Die Pfeifen und Windladen von Stumm harren in Bernkastel-Kues einer neuen Verwendung.

Die Stumm-Orgel in Kues (Bernkastel-Kues)

Die Orgel in Kues war 1830 von Stumm gebaut worden. Der Orgelmeldebogen von 1944 im Trierer Bistumsarchiv gibt als Erbauer Voltmann an; dieser hatte wohl die Disposition etwas verändert. Vermutlich ohne dass die Orgeldenkmalpflege etwas davon erfahren hatte, erklang sie am Buß- und Bettag 1957 zum letzten Mal, wurde dann abgebaut und durch eine elektropneumatische Orgel von Weise in Plattling ersetzt. Einige Bilder der Stumm-Orgel an ihrem ursprünglichen Ort in der St.-Briktius-Kirche Kues sind erhalten, einige leider nur als Fotokopie. Oben eine Bildergalerie.

Josef Still